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Deutscher Netzregelverbund

Deutscher Netzregelverbund

Die deutschen ÜNB betreiben einen gemeinsamen Regelreservemarkt. Dazu nutzen sie das Konzept des Netzregelverbundes, das vier Stufen der Zusammenarbeit vorsieht:

1. Vermeidung gegenläufiger Regelleistungs-Aktivierung

Es ist systemimmanent, dass es Zeiten gibt, in denen einzelne Regelzonen einen Mangel an Leistung haben, während andere Regelzonen gleichzeitig einen Leistungsüberschuss aufweisen. Ohne den NRV würde die Regelleistung je Regelzone konzeptgemäß unabhängig voneinander mit unterschiedlichen Vorzeichen aktiviert. Das Ziel von Modul 1 ist die Vermeidung der gegenläufigen Aktivierung von Regelleistung durch kontrollierten und gezielten Energieaustausch zwischen den Regelzonen. Das Einsparpotential liegt in der Reduktion der gegenläufigen Aktivierung von Regelarbeit (aFRR und mFRR) und den damit verbundenen Kosten. Über den IGCC und die PICASSO Plattform wurde dieses Prinzip des Netting von Regelenergiebedarfen auf unsere Europäischen Nachbarländer erweitert.

2. Gemeinsame Regelleistungs-Dimensionierung

Das Ziel von Modul 2 ist die gemeinsame, regelzonenübergreifende Dimensionierung der Regelleistung und damit die Reduktion der vorzuhaltenden Leistung sowie der entsprechenden Kosten (für aFRR und mFRR). Die Dimensionierung ist identisch zu einer fiktiven deutschen Regelzone. Der NRV erlaubt es den teilnehmenden Regelzonen auf die gemeinschaftlich vorgehaltenen Reserven Zugriff zu haben, wodurch diese verringert werden können.

3. Gemeinsame Beschaffung

Modul 3 ermöglicht den deutschen ÜNB Regelleistung über die innerdeutschen Regelzonengrenzen hinweg zu beziehen. Das Einsparpotential liegt in der Kostenreduktion durch direkten Wettbewerb der Anbieter in einem gesamtdeutschen Markt sowie in der Reduzierung des technischen Aufwands für die Anbieter.

Auch dieses Modul ist übertragbar auf unsere Nachbarländer, jedoch bedarf es für die grenzüberschreitende Beschaffung von FRR eines Mechanismus, der die für den Austausch der Regelleistung notwendige grenzüberschreitende Übertragungskapazität sicherstellt. Am Beispiel der gemeinsamen aFRR Beschaffung mit dem Österreichischen ÜNB APG haben die deutschen ÜNB gezeigt, dass das möglich ist. Mehr dazu finden Sie unter ALPACA.

4. Kostenoptimale Regelleistungs-Aktivierung

Das Ziel von Modul 4 ist die regelzonenübergreifende wirtschaftliche Optimierung der Regelleistungs-Aktivierung. Das Einsparpotential liegt somit in der Reduktion der Kosten für Regelarbeit. Dazu werden alle Gebote aller Regelzonen in einer gemeinsamen Merit-Order aufgelistet. Die Bedarfe aller Regelzonen werden saldiert und der verbleibende Saldo von der gemeinsamen Merit-Order-Liste abgerufen.

 Nach diesem Prinzip arbeiten auch die neuen Europäischen Plattformen MARI und PICASSO

Technische Funktionsweise

Das technische Grundprinzip des Netzregelverbunds basiert auf einer "aFRR-Optimierungs-Software", die den optimalen aFRR-Gesamteinsatz für den NRV berechnet. Das Grundprinzip ist in der Abbildung dargestellt.

Technische Funktionsweise

Das technische Grundprinzip des Netzregelverbunds basiert auf einer "aFRR-Optimierungs-Software", die den optimalen aFRR-Gesamteinsatz für den NRV berechnet. Das Grundprinzip ist in der Abbildung dargestellt.

Aufgrund von a priori unbekannten Schwankungen in Verbrauch und Erzeugung weicht die Leistungsbilanz einer Regelzone fortlaufend mehr oder weniger vom geforderten Leistungsgleichgewicht ab. Der resultierende Bilanzfehler muss durch Aktivierung von aFRR ausgeglichen werden. Der aFRR-Bedarf der teilnehmenden Regelzonen wird dem koordinierenden Optimierungsbaustein online gemeldet. Dieser berechnet einen Korrekturwert, der wiederum auf den Leistungsbilanzfehler wirkt. Entsprechend ändert sich die Eingangsgröße des Sekundärreglers, der im Ergebnis die vom aFRR-Optimierungssystem als optimal berechnete aFRR-Menge kostenoptimal aus den NRV-Regelzonen abruft. Die Korrekturaufschaltung berechnet sich dabei online in sekündlicher Auflösung.